Dienstag, 29. April 2014

Unter Freundinnen (Teil 6)

Unter Freundinnen (Teil 6)
(längere kurze Geschichte 7 oder 8 Folgen)
„Wohin wollt ihr beiden denn? Fühlst du dich doch ein bisschen seekrank, Toni?“
„Nur aus dem Wind. Das ist gar nicht dein Haus. Du warst noch nie auf diesem Turm. Du wusstest nicht mal, wie man hier raufkommt“, sagte Toni.
„Richard meint, es sei gefährlich hier oben.“
„Komm schon, gib es zu, du hast das alles erfunden, dieses Haus und Richard. Und was war mit der Post auf dem Sideboard? Was soll das, willst du uns beeindrucken? Judith, Alex will uns beeindrucken.“
„Na gut, okay, ich gebe zu, das ist nicht wirklich mein Haus, es gehört Richard.“
„Das Haus ist wirklich, das kann ich sehen, aber deinen Richard, den gibt es doch gar nicht.“
„Wir leben getrennt, er will sich scheiden lassen. Er will zurück zu seiner ersten Frau, er ist verrückt. Deswegen fühle ich … Alles, was du mit Michael erlebst … Ich kann verstehen, wie du dich fühlst, Toni. Danke dem Himmel, dass alles vorher geplatzt ist, bevor du dich zur Närrin machst und deine Energie verschwendest und darüber alt wirst. Ich habe ihn all die Jahre unterstützt, ich war nicht abhängig von ihm, ich hatte meine eigene Karriere. Ich sollte nicht hier sein, Richard weiß nichts davon. Es steht zum Verkauf. Aber jetzt kommt. Lasst uns etwas essen. Kommt!“
„Alexa, Alexa, stopp!“, rief Toni.
Mit humorlosen Schritten eilte Alexa voran, als ob sie eine Verabredung hätte, also ob sie einen Zug erreichen müsste.
„Sie sagte, es dauere nur zehn Minuten und jetzt latschen wir schon eine Stunde durch die Wildnis. Ich trau ihr nicht. Die Geschichte mit Richard, die hat sie doch aus der Luft gepflückt. Sie lügt“, sagte Judith. „Ich glaube, ich war hier schon mal. Mit dem Schulausflug, erinnerst du dich Toni? War nicht so stürmisch, aber auch am Regnen. Ich erinnere mich an den Fluss.“
„Alexa, jetzt warte doch! Was soll das? Es ist kalt und es regnet und ich stecke im Schlamm fest“, rief Toni.
„Nur noch über den Hügel, dahinter ist es. Nur noch zehn Minuten.“
„Ich gehe zurück“, sagte Judith.
„Findest du denn den Weg?“, fragte Toni.
„Was steht ihr herum?“
„Geh zum Teufel.“
„Stell dich nicht so kindisch an. Ist nur ein bisschen Regen.“
„Guck dir die Jacke an, ist ruiniert, hat 600 Euro gekostet.“
„Kommt davon, wenn man sich nicht vernünftig anzieht.“
„Hier, nimm den“, sagte Alexa.
„So was trage ich nicht.“
„Zieh das Ding über, sei nicht albern.“
„Ich ziehe das gelbe Monstrum nicht über, bist du übergeschnappt?“
„Dies ist der Friesennerz, den ich auf dem Schulausflug anhatte. Zieh ihn an!“
„Wo sind die Autoschlüssel?“
„Dies ist das gelbe Monstrum, das meine Mutter für mich eingepackt hatte, weil sie nicht wusste, dass die anderen Mädchen in der Klasse Anoraks trugen. Sie wusste nicht, wie wichtig das war. Und sie kannte dich nicht, Toni.“
„Großer Gott, Alex, bring uns zum Auto zurück.“
„Das ist der Friesennerz, den ich trug, als du mich in den Dreck gestoßen hast.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Dies ist das Ding, in dem du mich im Dreck herumgewälzt hast.“
„Ich war gar nicht dabei. Judith! Sag ihr, dass ich bei dem Ausflug nicht dabei war.“
„Gewälzt und gewälzt hast du mich, bis ich geheult habe. Voller Schlamm, die Augen voller Schlamm, der Mund voller Dreck. Zieh das Ding an!“
„Oh Alex, Alex reiß dich zusammen! Bist du so hysterisch wegen eines Regenmantels?“
„Spotten, stoßen, spotten, Dreck im Mund, meine Augen schlammverklebt. Ohne Unterlass höhnen. Und du Judith. Du hast zugesehen und gelacht, laut gelacht und gerufen, Alex trägt Jungenunterhosen, Alex trägt Jungenunterhosen. Judith erzähl ihr, warum du nie einen Freund hattest. Sag ihr, was an dem Dienstag war, sag ihr, wer bei dir war. Erzähl ihr die Wahrheit, die Wahrheit.“
Krimi: Curry, Senf und Ketchup
Aktion: 99 Cent statt 3,99 €
Buchvorstellung bei mit Leseprobe
http://goo.gl/lPjw9O
auch bei allen anderen Anbietern von epub-E-Books
(Thalia.de, Weltbild.de, Kobo.de, Apple, buch.de, ebook.de, bol.de, etc.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen