Freitag, 30. Mai 2014

Schreibwerkstatt - ein satirisches Hörspiel (Teil 2)

Fortsetzung es ersten Teils
Schwanenfeder: Aber Herr Grimm, Sie sollten sich nicht nur in der kunterbunten Märchenwelt aufhalten und dabei die Entwicklungen in der Literatur verschlafen. (zu Nietzsche gewendet) Herr Nietzsche, Sie sind allein in Ihrer Einschätzung, ich sag es bewusst, des Wiener Seelengenies.
Nietzsche: Dem Aberglauben kann man nur mit göttlichem Gelächter beikommen. Ich lache, hören Sie mich, ich lache, verlache den Wiener Clown und seine antiken Albernheiten. (gequältes Lachen)
Schwanenfeder: Ach Herr Nietzsche, auch Ihr Zarathustra würde im psychoanalytischen Licht …
Nietzsche: (wütend) Unterstehen Sie sich meinen Zarathustra auch nur in die Nähe dieses Schaumschlägers zu bringen. Bitte, werfen Sie Licht darauf, aber nicht den finsteren Schatten des Wiener Mystikers.
Schwanenfeder: Jaja. Und zum Schluss ein Mann, der ein paar Romane, Gedichte, Stücke und philosophische Abhandlungen geschrieben hat und sich in philosophischen Spekulationen ergeht. Vieles hat er versucht, gemeistert noch nichts. Johann Wolfgang von Goethe. Das sind Sie, nicht wahr? Sie dort, mit dem schwarzen Schlabberhut und dem, wehenden Poetenponcho?
Goethe: (düster) Ja.
Schwanenfeder: Gut. Herr Goethe hat ein Stück mit dem Titel „Faust“ eingereicht. Zwei enorme Bände, alles handschriftlich in seiner winzigen, aber unverwechselbaren Schrift, eine echte Herausforderung, so denke ich.
Goethe: (stöhnt)
Schwanenfeder: Lassen Sie uns beginnen und öffnen für den produktiven Prozess. Vladimir Sirin sagt irgendwo, ich pfeife und das richtige Wort lässt sich auf meiner Hand nieder. Auf, ihr kreativen Kräfte, an die Arbeit! (Pause)Zuerst Herr Heine mit seinem niedlichen Gedicht.
Heine: Mit dem größten Vergnügen.
(Heine steht auf, tritt vor die Gruppe und beginnt im rheinischen Singsang zu vorzutragen)
Heine: Ich weiß nicht was soll es bedeuten, / Dass ich so traurig bin; / Ein Märchen aus …
Schwanenfeder: (unterbrechend) Das ist nicht nötig, Herr Heine. Wir alle haben Ihr Gedichtlein gelesen, denke ich. Ich habe da gleich ein Problem, bevor ich die Diskussion eröffne, der Stil, Herr Heine, da müsste noch mal der Hobel drüber Herr Heine.
Heine: Der Stil, Frau Schwanen …
Schwanenfeder: Aber ja, er ist sehr eingängig, nicht wahr, Herr Heine. Solch ein Singsang. (Im Singsang) „Ich weiß nicht was soll es bedeuten“ / Ti-tam, titi-tam, titi-tam /Ti-tam, ti-tam, ti-tam / Ti-tam, titi-tam, ti-tamti… Sie müssen den Rhythmus zerstören, junger Mann: Hey, ich weiß nicht (Pause)was soll es (Pause) bedeuten, dass ich (Pause) so (Pause) traurig bin … Dehne die Zeile, zerschlage die Zeile, hau sie in Stücke, zerstöre die sahnige Zeile!
Heine: Aber …
Schwanenfeder: Und all die Reime … Also wirklich, Sie dichten Herr Heine, als ob es keine Moderne gegeben hätte. Schauen Sie sich mal bei Pastior um und bei Rühmkorf, da können Sie was lernen.
Heine: (kann mit dem Begriff und den Namen nichts anfangen) Als hätte es was nicht geben? Rühmkorf? Wer soll das sein?
Schwanenfeder: (genervt ihn aufklären zu müssen) Außerdem, dieses romantische Gedöns ist unzeitgemäß, Herr Heine. So dichtet man nicht mehr.
(Pause)
Heine: Ach was? Ja, wenn Sie meinen. Warten Sie, da kommt was hoch, da will sich etwas Bahn brechen. (Beginnt vorzutragen, zuerst langsam, dann flüssig) Gott gab uns nur einen Mund, / weil zwei Mäuler ungesund. / Mit dem einen Maule schon / schwätzt zu viel der Erdensohn. / Wenn er doppelmäulig wär, / fräß und lög er auch noch mehr. / Hat er jetzt das Maul voll Brei, / muss er schweigen unterdessen, / hätt er aber Mäuler zwei, / löge er sogar beim Fressen.
Schwanenfeder: Wie? Wie bitte? Wollen Sie mich …?
Grimm: Ich denke, ich verstehe, verstehe. Das ist doch Medienkritik, die reine Medienkritik, das Geißeln des großen Geschwafels, Geschwafels. Ganz superb Herr Heine, wie Sie in wenigen Versen das innerste Wesen, innerste Wesen des Menschen in die Sonne legen. Genial Herr Heine.
Schwanenfeder: (etwas verstört) Danke sehr, Herr Grimm, Grimm. Und was, Herr Droste; ist ihr Eindruck von Heines Gedicht?
Fortsetzung folgt


Kommissar Max Berger muss einen ersten Mord lösen, zu dem es viele Zeugen, aber weder Spuren noch Motive gibt. Professor Liedvogel ist während einer Vorlesung erschossen worden. Der zweite Mord ist grässlicher als der erste und führt Max Berger und seine Assistentin Clarissa Klabund in die Skinhead-Szene. Wer grotesken Humor mag, der wird schmunzeln, wenn nicht lachen über den halbverrückten Buchhändler Bernhard Schwarz.

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