Montag, 5. Mai 2014

Halbblinder Kommissar versucht Mord aufzuklären



Habe durch Zufall ein Bild gefunden, das ziemlich genau trifft, wie Kommissar Max Berger die Stadt sieht.


Berger versucht zu verheimlichen, dass sein klarer Blick auf die Welt immer häufiger verschwimmt. Sie verläuft dann wie ein Bild aus Wasserfarbe im Regen.

Aus dem Roman „Curry, Senf und Ketchup“
Auf dem Rückweg durchs Gebäude nach draußen brauchte Max nicht mit seinen Fingerkuppen an den Wänden entlang zu streifen, um sich zu orientieren. Als er aber aus dem Gebäude trat, rollten die Stufen wie übereinander purzelnde Wellen zum Parkplatz hinunter. Schon wieder wackelte die Welt, als würde sie in flimmernder Hitze aufgelöst und zerfließen. Das wollen wir doch mal sehen, murmelte Max, rief auf seinem Nexus die Seite der Uni Wetterstation auf und stellte fest, dass sich die Welt bei 13,3 Grad nicht aufzulösen hatte. 
Das alles war die Schlaflosigkeit, war das Ergebnis der viel zu späten Wirkung der Schlafmittel, was sonst, sagte sich Max. Was sonst? Mit suchenden Füßen tappte er die Treppe hinab, seine Handfläche streichelte den Handlauf des Geländers hinunter zum Parkplatz.
„Hier“, Max reichte Clarissa den Wagenschlüssel.
„Soll ich wieder fahren?“
„Nein, verschlucken“, sagte Max.
Clarissa fühlte sich einerseits aufgewertet, dass er sich ihren Fahrkünsten anvertraute, dass er es nur machte, weil er offenbar wacklig auf den Stelzen war, minderte ihr Glücksgefühl ein wenig. Aber immerhin das war ein Anfang. Sie durfte fahren, ihn zur Uni fahren, wo sie die Frage klären wollten, ob es so etwas gab wie Mord aus Neid. Neidmord. Im Rundfunk und Fernsehen, so hatte Zimmermann gesagt, sei Liedvogel ein gern gesehener Gast gewesen. 
Gab es so etwas wie tödlichen Neid auf fernsehtaugliche Talk-Show Professoren? Neid bis aufs Blut, war so was wirklich denkbar?
Während des längsten Teils der Strecke hielt Max die Augen geschlossen, er wollte die verwackelten Autos und Bäume nicht sehen und auch nicht die Gebäude, die in ihrer Protzsucht plötzlich so taten, als wären sie von Gehry erbaut worden.
Was war von einer verwackelten Stadt zu halten, die am Ende wohl nur noch aus Nebelklecksen und bunten Nebelbänken bestehen mochte? In so was kann man doch nicht leben!
„Wie bitte“, fragte Clarissa, die das Gemurmel nicht verstanden hatte.
„Einen Mord aus Neid, halten Sie das für möglich?“
„Hm, einer hat was, was ich haben will?“
„Und was wäre so wichtig, dass Sie…?“
„…dass ich mordete? Weiß nicht, wenn ich mich für besser hielte, Verkanntheit. Wenn der andere nicht mehr ist, werde ich endlich wahrgenommen.“
„Also letztlich mangelndes Selbstwertgefühl, Anerkennung finden wollen.“
„Ja, und Eitelkeit.“

„Das heißt aber, die ganze Uniherde kommt in Betracht.“




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