Donnerstag, 27. März 2014

Dritter Teil der Geschichte „Elfmeter”





Dritter Teil der Geschichte „Elfmeter”
aus: Nacktes Entsetzen (9 Geschichten)
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So, sachte und ruhig. Nun ganz entspannt, noch ein Blick in den rechten Winkel und einen in die linke untere Ecke. Dann gemächlich umdrehen. Hoeness, lass mich in Ruh! Nicht an die Zukunft denken. Ich weiß, ich weiß, wenn ich ihn schlimmer vermurkse als du 1976, dann brauchst du dich nie mehr zu schämen. Meine Schande wird alles Frühere überdecken mit tausend gestochen scharfen Bildern. Was sind dagegen die ewig wiederkehrenden aus jener verwischten Zeit? Knallte einer von uns mal wieder so einen Auf-Leben-und-Tod-Ball in die internationalen Wolken, wurde die Wunde Hoeness erneut aufgerissen. Niemals geben sie Ruhe. Mit aller Macht drängte sich ihm das Wort „Wolkenkratzer“ auf, Fragment der morgigen Schlagzeile in der blöden Zeitung. Schon wieder die Stimme seines Vaters: Denk dran, bevor du anläufst, konzentriert auf den Boden schauen und zählen: 21, 22, 23… Und die Krankenhauseinlieferungen stiegen um 27 Prozent. Mit Herzinfarkten war zu rechnen, unter den Männern. Frauen reagierten gelassener.
Noch fünf Sekunden. Jetzt Spannung aufbauen für den Sprung. Auf die Fußstellung seines Standbeins beim Schuss achten. Die Stellung des Fußes verriet die Schussrichtung, war alles nur eine Frage der Wahrnehmung. Anschließend auf die Knie fallen und die Hände zum Himmel. Dank, Erlösung! Der Rest wird Geschichte und Legende. Erhaben, einsam, unbeteiligt, so schreitet der Held des Fußballtors durch die Straßen, verfolgt von hingerissenen kleinen Jungs. Die andern sind Team, sind Kollektiv. Die Eins ist Gegenstand verzückter Verehrung. Mein Trikot, meine Baseballmütze, die Handschuhe, die aus der Gesäßtasche meiner kurzen Hose schauen, heben mich von der übrigen Mannschaft ab. Ich bin der Einsame, der Geheimnisvolle, der letzte Verteidiger.
Kurzer oder langer Anlauf, das war die Frage. Vorher schauen sie sich immer Videos an. Achten auf jede Bewegung, in welche Ecke wir schießen. Kennen jede Geste besser als man selbst. Wenn ich alles so mache wie üblich, springt er in meine todsichere Ecke. Aber da liegt der Hase im Pfeffer. Er wird vermuten, dass ich alles genauso wie immer mache und in meine ungeliebte springen, weil er mir unterstellt, dass ich weiß, dass er weiß. Nee, nee, mein Freund, den Gefallen tu ich dir aber nicht, ich schieße in meine todsichere, weil du meinst, ich würde in die andere schießen. Doch wenn er nun meint, ich würde in meine Lieblingsecke schießen, weil ich ihm unterstelle, dass er mir unterstellt, ich würde in meine ungeliebte Ecke schießen. Moment mal, wer unterstellt jetzt wem was?
Er dreht sich um, hat den langen Anlauf gewählt. Schießt also mit dem Hammer. Oder er hält auf halbem Wege inne, hoffend ich würde schon springen. Dann schiebt er den Ball aufreizend langsam in die freie Ecke. Nicht mit mir, mein Freund. Habe das Märchen unter die Medien gestreut, würde mir jeden Elfer eine Million mal auf Video ansehen. Haben sie gern, haben was zu dichten, die Idioten. Und verunsichert die Schützen. Ich springe erst, wenn der Fuß deines Standbeins mir die Richtung des Balles erzählt. Auf den geschossenen Ball reagieren geht nicht. Der ist in 51 Millisekunden hier, so schnell springt kein Mensch. Aber das Standbein und die Stellung der Hüfte verraten mir die Flugbahn. Worauf wartet der noch, los lass gehn!

vierter Teil morgen




Die letzte Lektion
Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden.
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