Donnerstag, 19. Juni 2014

Schreibwerkstatt - ein satirisches Hörspiel (Teil 9)

(Droste und Nietzsche kommen munter plaudernd herein)
Schwanenfeder: Ah, da sind Sie. Herr Droste, Herr Nietzsche — wir machen nun weiter.
Nietzsche: (gedämpft) Setz dich hierher, hier an meine Seite.
Droste: (leise) Für immer, Friedrich. Lass‘ meine Hand nicht los.
Nietzsche: (flüsternd) Natürlich nicht. Nimmer mehr, teure Annette, denn unser Weg ist noch lang, der uns zu uns führt, vorbei an unseren sieben Teufeln.
Droste: (seufzt verliebt)
Nietzsche: Und über einen Finger an dieser schmalen Hand werde ich bald, wenn ich darf, einen Ring streifen — den von meiner Mutter.
Droste: Oh Friedrich, wirklich?
Nietzsche: Mein Vater reichte ihn meiner Mutter am Tag ihrer Verlobung. Nahm ihn ihr jedoch wieder ab, als er herausfand, dass sie es mit Grabbe trieb, der schweißfüßigen Kakerlake. Mit dem Rasiermesser hat er ihr die Nasenspitze abgeschnitten, die traditionelle Strafe in der Gegend von Röcken für solche Schandtaten. Den Ring mit seinem Rubin und den blassen Saphiren habe ich auf allen Reisen dabei. Auch die Nasenspitze steckt irgendwo, eingelegt in einem Gläschen mit Alkohol. Taucht von Zeit zu Zeit auf.
Droste: Welch romantische Geschichte. Er muss sie sehr geliebt haben.
Nietzsche: Wir Nietzsches tun alles sehr viel, meine Liebe, du wirst es erleben.
Schwanenfeder: Auf Ihre Plätze bitte, Herr Goethe, Herr Heine, Herr Grimm.
(Sie nehmen Platz, während Frau Schwanenfeder mit ihren Papieren raschelt.)
Schwanenfeder: Wir kommen jetzt zu Herrn Drostes Novelle „Die Judenbuche“.
Droste: (spricht wieder mit verstellter Stimme, männlich tief) Ja, Frau Schwanenfeder.
Schwanenfeder: Nun, damit werden wir uns wohl nicht allzu lange aufhalten. Es ist eindeutig das Werk eines Amateurs, ja, ich gebe es zu, durchaus mit einigem Talent. Ein paar Tipps. Etwas mehr, wie soll ich sagen, Durcheinander oder Verwirrung wäre willkommen, Herr Droste. Geben Sie dem Leser ein paar Nüsse zu knacken. Wer hat denn gesagt, dass Belletristik reines Vergnügen sei? Nein, sie ist Arbeit — oft harte, brotlose Arbeit.
Droste: Ja, wirklich?
Schwanenfeder: Und wenn Ihre Figuren sprechen, Herr Droste, dann sollten sie, denke ich, reden wie ihnen das Maul gewachsen ist, schimpfen und fluchen, besonders Ihr grobes und rohes Landvolk. Schmutzige Wörter sind in ihren Schnauzen so natürlich wie die Scheiße an ihren Stiefeln oder der Dreck unter ihren Fingernägeln.
Droste: (verstimmt) Frau Schwanenfeder!
Schwanenfeder: Nur keine Sorge. Ich habe Stellen im Text markiert, wo solche Sachen leicht eingefügt werden können und im Internet finden Sie eine alphabetische Liste mit Ausdrücken aus der Fäkalsprache, die Sie sicherlich nützlich finden werden. Und nun Herr Heine, was halten Sie von Herrn Drostes Novelle?
Heine: (Vom Laudanum eingeschlafen, schnarcht er unregelmäßig)
Schwanenfeder: Herr Heine?
Heine: (Er schnarcht weiter, schnarcht lauter)
Schwanenfeder: (ärgerlich) Später vielleicht. Herr Goethe, Ihre Bemerkungen zur „Judenbuche“ bitte.
Goethe: Nein!
Schwanenfeder: Nein? Ja danke. Und Sie Herr Grimm?
Grimm: Es ist ein außergewöhnliches Werk, hohe Literartur, hohe Literatur. So lebensklug und kühn in der Thematik. Und das von diesem Milchgesicht mit seinem hohen Stimmchen, Stimmchen.
Droste: (mit leiser Stimme) Danke, danke schön.
Grimm: Äußerst vielversprechend. Bewundere den Stil, den Stil, liebe die Erzählweise, schätze die Zeichnung der Figuren. Ein Triumph mein Lieber. Mein aufrichtiger Glückwunsch, Glückwunsch.
Droste: (wieder mit leiser Stimme) Nochmals vielen Dank.
Schwanenfeder: Und Sie Herr Nietzsche, was ist Ihnen eingefallen?
Nietzsche: Ja. (Pause) „Die Judenbuche“ ist allerdings eine bemerkenswerte Novelle, das Schlechteste nämlich, was ich je gelesen habe und ich bete, ich Nietzsche bete, niemals wieder so etwas lesen zu müssen.
Droste: (schockiert) Friedrich!
Nietzsche: Scheinheilig, prätentiös, falsch und überall schräg und schrill. Die weiblichen Figuren grob wie Laubsägearbeiten, die männlichen Figuren völlig unglaubwürdig. Seicht, äußerst seicht die Botschaft, konfuser Stil, die Handlung an den Haaren herbeigezogen, naiv und idiotisch die sozio-politische Tendenz des Machwerks.
Droste: (tief verstört) Nein, Friedrich!
Nietzsche: Ein schauderhafter Mischmasch ohne Logik, hoffnungslos und weibisch. So kann nur eine Frau schreiben, so ohne Stil, so kunterbunt dahingekleckert ohne Sinn und Verstand.
Schwanenfeder: Eine Frau? Herr Droste eine Frau? Ich hab’s doch gewusst, dass etwas nicht stimmt.
Fortsetzung folgt
Die letzte Lektion (Krimi)
Lehrer werden in die ewigen Ferien geschickt.
Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?
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