Mittwoch, 11. Juni 2014

Schreibwerkstatt - ein satirisches Hörspiel (Teil 6)

(Seine Stimme wird leiser und wir sind woanders.)
Nietzsche: Ach, Ihr Agent hat Ihnen auch geraten hier her zu kommen?
Droste: Ja, Herr Nietzsche.
Nietzsche: Und, bei wem sind Sie, Herr Droste?
Droste: Roxel und Meersburg in Münster. Und Sie?
Nietzsche: Gersdorf und Burkhard in Basel. (Er trinkt Tea.) Wie sehr gefällt Ihnen mein Zarathustra?
Droste: Überwältigend und erhebend. Mit dem Buch haben Sie der Menschheit das größte Geschenk gemacht. Ihr Zarathustra ist das eigentliche Höhenluft-Buch mit einer Stimme über Jahrtausende hinweg, ein unerschöpflicher Brunnen, in den kein Eimer hinabsteigt, ohne mit Gold und Güte gefüllt heraufzukommen.
Nietzsche: (erfreut) Zu freundlich.
Droste: Noch Tee, Herr Nietzsche?
Nietzsche: Nein danke. Mir gefällt ihre kleine Erzählung. Stark, männlich, kühn, kraftvoll, geradeheraus und konsequent.
Droste: (Erleichtert und erfreut) Meinen Sie wirklich? Herzlichen Dank für die gefälligen Worte. Um ehrlich zu sein Herr Nietzsche, ich habe die „Judenbuche“ vorher noch niemandem gezeigt. War mein gehütetes Geheimnis.
Nietzsche: Ach, was Sie nicht sagen.
Droste: (in nachdenklicher Stimmung) Als Kind habe ich nur heimlich geschrieben. Mein Vater war ein knorriger Westfale und hatte nichts übrig für Schöngeistiges, jedenfalls nichts außer Hohn und Spott. Ein Privatlehrer sollte meinen flattrigen Geist zügeln. Heimlich habe ich aber weitergeschrieben und in einer meiner Erzählungen aus der Zeit habe ich das häusliche Netzwerk von Heuchelei, Schikane und Grausamkeit enthüllt. Den ganzen faulen Kern religiöser Spökenkiekerei, den tausendmal verfluchten religiösen Hokuspokus, inszeniert vom Kapital fürs blöde Volk.
Nietzsche: Ich verstehe, Sie sind Marxist?
Droste: Wie? Marx? Wer soll das sein? Seit kurzem gehe ich viel freier um mit meinem erzählerischen Werk. Allerdings, verblendet wie sie nun mal sind, hat bisher noch kein Verleger Interesse an meinen Romanen gezeigt — nicht an „Franz Mohr“, nicht an „Die Mühle am trocknen Bach“ und auch nicht an „Die Moorleichen“. Doch „Die Judenbuche“ ist solch ein ehrgeiziges Projekt, robuste Themen, derbe Charaktere und bestrickende Handlungsführung — oft habe ich gezweifelt, ob ich der Aufgabe gewachsen wäre. Die Anstrengung hat mir häufig genug die Tränen in die Augen getrieben. Aber nun — solch eine Ermutigung zu bekommen von einem Mann, der dreitausend Meter über den Menschen lebt. Das entschädigt für alle Mühsal. Ich bin äußerst dankbar, Herr Nietzsche.
Nietzsche: Ich heiße Friedrich, bitte nennen Sie mich Friedrich.
Droste: Danke, gern.
Nietzsche: Nun, wie im Oktober, Monat meiner Geburt übrigens, gibt es auch bei mir atmosphärische Turbulenzen. Eben das war so ein Herbststurm, aber es gibt auch Perioden
mit lauen Lüften und mildem Licht. (Pause) Und ich hoffe, ich darf Sie Ludwig nennen.
Droste: (unüberlegt mit weiblicher Stimme, so spricht sie, bis sie wieder in der Gruppe ist) Mir wär es lieber, Sie würden mich Annette nennen.
Nietzsche: Wie, wie bitte. Annette, das ist ein …, ich verstehe, du bist transsex … Moment, du willst damit sagen, du bist eine Frau.
Droste: (Flüsternd) Ja.
Nietzsche: Ja natürlich, das erklärt die Erscheinung: deine Stimme, deine Kleidung, die Locken — gar nicht zu erwähnen gewisse hevorschwellende Rundungen. Was ich jetzt offenbare, muss aber unter uns bleiben, denn für eine Weile dachte ich daran mich Diotima Salome zu nennen. Ich weiß gar nicht warum. War ein gewaltiger Drang, der mich übermannen wollte, der aus meinen Eingeweiden hervorquoll, aus den gärenden Windungen meiner Gedärme. Du kennst das Gefühl?
Droste: Ludwig Droste ist mein Künstlername, damit niemand bemerkt, dass ich eine Frau bin. Du wirst mein Geheimnis doch nicht preisgeben?
Nietzsche: Kein Wort, ich versprech es. Meine liebe Annette, zwei vom gleichen Geist beseelte, das verlangt nach spiritueller Beflügelung. Hier habe ich ein Fläschchen mit flüssigem Birnengeist. Ist eine Spezialität aus dem Wallis, rein wie die Raserei, hart wie das Schicksal, überraschend wie die Rache. Da, ich fülle deine Tasse.
(Geräusch von gluckernder Flüssigkeit)
Fortsetzung folgt
Die letzte Lektion (Krimi)
Lehrer werden in die ewigen Ferien geschickt.
Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?
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