Freitag, 13. Juni 2014

Schreibwerkstatt - ein satirisches Hörspiel (Teil 7)

(Geräusch von gluckernder Flüssigkeit)
Droste: Eigentlich nicht, Friedrich, doch dank ich dir.
Nietzsche: Nicht? Aber für mich, ist doch recht? (Schüttet den Schnaps runter mit einem Schluck) Ah, Labsal! Aber nimm doch ein Schlückchen, meine Liebe. Bitte! Solch ein Angebot abzulehnen könnte ich als Beleidigung auffassen. Du trittst meine Großzügigkeit in den Dreck.
Droste: Ach nein.
Nietzsche: Komm, wir heben die Gläser, öhm, die Tassen auf deine Leistung, deine „Judenbuche“.
Droste: In dem Fall, aber nur ein Tröpfchen.
Nietzsche: Gut!
(ein kurzes Plätschern und ein längeres)
Nietzsche: Auf „Die Judenbuche“.
Droste: Auf „Die Judenbuche“.
(Sie trinken. Droste schnappt laut nach Luft, ist kaum in der Lage zu sprechen)
Droste: Köstlich.
Nietzsche: Bist du verheiratet, Annette?
Droste: (noch immer dabei sich vom Schnaps zu erholen) Nein.
Nietzsche: Ausgezeichnet. Hast also den Eheknoten vermieden? Die Eheschlinge, die das Verlangen erdrosselt und den schönen Augenblick tötet. Auch ich bin unverheiratet — nun …
Droste: Nun ja, ich lebe allerdings mit einem Mann zusammen. (Pause) In Sünde sozusagen.
Nietzsche: Wirklich?
Droste: Nicht wirklich in Sünde um ehrlich zu sein. Levin Schücking ist ein guter Mann, aber zum wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane ist es noch nie gekommen. Grüße am Morgen — natürlich, Händeschütteln zur Nacht, liebevolle Blicke an Geburtstagen, leidenschaftliche Diskussionen über soziale Probleme, nicht mehr. So wollen wir das, oder zumindest will er es so.
Nietzsche: Ach nein, so eine anziehende Frau mit überragendem Geist und solch bezaubernden Locken. Welcher Mann kann dir widerstehen? Genie mit Intelligenz und Verlockung gepaart, was sonst könnte man sich wünschen?
Droste: (sehr geschmeichelt) Genie, Intelligenz und Verlockung, Herr Nietzsche, Friedrich!
Nietzsche: Warst du schon mal in Italien? Zum Beispiel in der Nähe von Portofino — dort, wo die Bucht von Genua ihre Melodie zu Ende singt?
Droste: Nein, leider nicht. Habe Deutschland noch nicht verlassen, wohl habe ich eine Menge von Ostwestfalen gesehen und den Bodensee kenne ich ganz gut. Ich schätze, mein Leben war recht beschränkt bisher.
Nietzsche: Aber hast du dich nie nach dem Süden gesehnt? Nach Venedig, wo jüngst ich in brauner Nacht an der Brücke stand. Fernher kam Gesang: goldener Tropfen quoll’s über die zitternde Fläche weg. Gondeln, Lichter, Musik trunken schwamm’s in der Dämmrung hinaus.
Droste: Friedrich, du bist ja ein …
Nietzsche: Ich weiß, ich weiß, der klügste außerdem.
Droste: Ja, ich interessier mich wohl mehr für die Lebensverhältnisse der Landarbeiter im Münsterland — ihrer Kinder Bedürfnis nach Schulbildung und der Weiber bitteren Kampf gegen Hunger und Gewalt.
Nietzsche: Weiber und Kinder und Landarbeiter? Ach was, lass uns Venedig genießen und das Glück des Nachmittags — wenn unsere Augen auf ein weites, flimmerndes Meer blicken, wo Schiffe wie ungeheure Schmetterlinge über die zitternde Haut laufen. Ja! Über das Dasein hinwegtanzen! Das ist es. Das wäre es! (Er seufzt)
Droste: (Begeistert) Wie du das sagst Friedrich, klingt es sehr verlockend.
Nietzsche: Sei verlockt, meine liebe Annette. Komm mit mir nach Italien. Jetzt gleich!
Droste: Das geht nicht, Friedrich. Mir fehlt die Wäsche. Und außerdem gibt es noch Herrn Schücking.
Nietzsche: Dann lass uns zumindest morgen darüber reden. Wenn nicht, wollen wir uns hier mit einem „Lebewohl“ verabschieden. Ich werde im Balthasar zu finden sein. Morgen gibt es Rehrücken zum Mittagessen. Ein bisschen plaudern, nicht mehr. Ich werde dir von boshaften abendlichen Sonnenblicken erzählen, von dieser zarten Meereshaut, an der ich mich gar nicht sattsehen kann: es gab nie zuvor eine solche Bescheidenheit der Wollust wie meine, Annette. Meine Wintereinsamkeit ist vorbei, die Glut in deinen Augen hat mich von mir selbst erlöst — wie ein Gletscher gleite ich den freigewordenen Pfad meines Schicksals hinab. Komm mit mir, meine glühende Mitternachtssonne, die niemals untergeht. Wärme dieses vereiste Herz, schmelze diese eisblauen Augen zu Tränen. Du bist meine Muse und deine bin ich. Mehr erwarte ich nicht, meine unvergleichliche Annette, denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.
Droste: (sprachlose Überwältigung) Oh, Friedrich!
Nietzsche: Noch einen Schluck Williams Birne?
Droste: Ja, bitte!
(Geräusch von gurgelnder Flüssigkeit, Ausblendung und wir sind wieder bei Grimm und Heine)
Fortsetzung folgt

Die letzte Lektion (Krimi)
Lehrer werden in die ewigen Ferien geschickt.
Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?
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