Schreibwerkstatt — ein satirisches Hörspiel (Teil 12)
Goethe: Warum ich das literarische Leben hinter mir lasse? Frau Schwanenfeder, ich habe ein Werk gefunden, ein gigantisches, einzigartiges Meisterwerk, die sublime Komposition eines Übergenies, dem das Wasser ich nicht reichen kann, dessen Geist in Gletscherhöhen über uns allen schwebt.
Goethe: Ich sehe nun ein, dass ich nach Erfolgen gierte wie mein Faust, doch was zu erreichen ich suchte, ich muss es mir eingestehen, es liegt jenseits meiner Möglichkeiten. Mit einem Wort, meine Gratulation, ja meine Huldigung, geht an Herrn Grimm, der mit seiner Geschichtensammlung den krummen Kreis des menschlich Möglichen durchmessen hat. Sie kommen auf zarten Kinderfüßen daher und so schlicht schauen sie aus die Grimmschen Geschichtchen, aber, meine Damen, meine Herren, haben Sie ihre Eleganz bemerkt und ihre Subtilität und Wahrheit, ja, ihr Verständnis des ewigen menschlichen Widerspruchs, sodass eine blaue Welle das Herz anhebt voller Verwunderung über die Weisheiten des Verfassers?
Grimm: Sehr freundlich von Ihnen Herr Goethe. Aber Ihr Faust ist eine charmante Affäre. Stunde um Stunde um Stunde pures Vergnügen.
Goethe: Bitte, Herr Grimm. Ich bin Ihres Lobes nicht würdig. Doch mich wundert sie nicht, ihre Hochherzigkeit. In jedem Wort, in allen ihren Zeilen ist sie zu finden, in den Worten und Taten „Rotkäppchens“ oder des „Däumlings“ und auch im Themenreichtum und der Architektur ihrer Erzählungen spiegeln sich Edelmut und Grandeur. Ihre Geschichten sind eine Geschichte, geben wir es zu; es ist die Geschichte des Menschen als Untergang und Übergang.
Goethe: Ja, meine Freunde, unser guter Grimm ist ein Mensch wie eine mächtige Eiche und wir schrumpeln in ihrem Schatten dahin wie Blumen für einen Tag — wie Ihre „Loreley“ Herr Heine, ihre „Judenbuche“ Frau v. Droste-Hülshoff, Ihr „Zarathustra“ Herr Nietzsche und mein eigner abgeschmackter „Faust“. Aus Respekt vor der Kunst und ihr zuliebe will ich sie nicht weiter diskreditieren und schlage vor, dass auch Sie Ihr Kunstkönnen einer ehrlichen Überprüfung unterziehen.
Schwanenfeder: (verblüfft von Goethes Worten) Nun, Herr Goethe vielen Dank. Und doch, ich meine, es gibt keinen Grund für Sie — für niemanden unter Ihnen — Ihr Schreiben aufzugeben. (mit Enthusiasmus) Nein, im Gegenteil, Sie müssen fortfahren wie nie zuvor. In der nächsten Woche, wenn Sie zum Workshop zurückkehren, haben Sie Herr Heine Ihr Gedicht überarbeitet, Sie Ihre Novelle Frau v. Droste-Hülshoff und Herr Nietzsche Sie Ihren Zarathustra. Und zwar im Lichte dessen, was Sie gelernt haben, wir alle hier heute gelernt haben. Doch Sie, Herr Goethe, da Sie offenbar entschlossen sind an Ihrem Faust nicht weiterzumachen, bitte ich Ihre Phantasie in eine gänzlich andere Richtung zu schicken. Ich habe mir Notizen gemacht. (Rascheln von Papier)
Schwanenfeder: Ja! Eine Anleitung zum Aufbau von Selbstvertrauen im Leben, prall gefüllt mit Rat und Ermutigung und Inspirationsenergie, damit die Leser ihre Zweifel und Bangigkeiten überwinden, auch ihre düsteren Zukunftsvisionen. Stattdessen sollen sie groß träumen und sich Ziele setzen und die sollen sie übererreichen.
Schwanenfeder: Ich verspreche Ihnen, dass solch ein Projekt nicht nur anderen Nutzen und Gewinn bringen wird, auch Ihnen Herr Goethe, auch Ihnen. (Feierlich) Sie könnten es einfach „Menschlich Allzumenschlich“ nennen.
Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?
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