Samstag, 5. Juli 2014

Schreibwerkstatt - ein satirisches Hörspiel (Teil 13)

Droste: Glauben Sie, dass er tot ist, Frau Schwanenfeder?
Schwanenfeder: Sehr wahrscheinlich. Er war ja nicht nur Poet, Dramatiker, Romancier, Philosoph, Kritiker und Wissenschaftler, sondern er war auch Optiker, Baumchirurg, Skilehrer und der bedeutendste Bauchredner seiner Generation. Und damit habe ich erst ein Achtel seines Könnens aufgezählt, weniger bekannt ist, dass er auch ein gefürchteter Schütze war, öhm ist.
Droste: (traurig) Ich verstehe.
Schwanenfeder: Und bei der kurzen Entfernung konnte er …
(Die Tür geht auf. Ein Arzt stürzt herein)
Doktor: Entschuldigen Sie, aber ich hörte einen Pistolenschuss, kann ich helfen?
Schwanenfeder: Können Sie? Ja, bitte, da liegt er, Doktor …?
Doktor: Dr. Benn. Facharzt für Geschlechtskrankheiten und Teilnehmer am Kongress gegenüber im Saal. Lassen Sie mich sehen.
(Eine Pause, während er Goethe untersucht)
Dr. Benn: Er ist tot, Kugel durchs Herz, armer Teufel.
(v. Droste-Hülshoff schluchzt, Grimm seufzt traurig)
Selbstmord, richtig? Pistole noch in der Hand und mokantes Lächeln in den Mundwinkeln, war er ein Romantiker?
Schwanenfeder: Nein, Johann Wolfgang von Goethe, der Klassiker.
Dr. Benn: Ach was Klassiker, war doch eigentlich ein Romantiker mit seinem mittelalterlichen Stammelsurium, ist doch alles Flickwerk. Der Shakespeare war 200 Jahre vor ihm moderner als der rückwärts gewandte Goethe. Man glaubt es doch nicht, welch ein banales Potpourrie er anrührt in seiner Alchimistenbude. Ein kleines Mädchen vom Lande wird verführt und unglücklich gemacht und ein großer Gelehrter aller vier Fakultäten ist der Übeltäter. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein? Nein, gewiss nicht! Ohne die Beihilfe des leibhaftigen Teufels hätte es der große Gelehrte nicht zustande gebracht. — Sollte dies wirklich der größte deutsche tragische Gedanke sein, wie man unter Deutschen sagen hört?
Nietzsche: (grummelnd) Der Geniale wird beklaut, ein weiteres Beispiel für die Richtigkeit meines Gedankens der ewigen Wiederkehr des Immergleichen.
Dr. Benn: (Schaut sich interessiert um) Das ist ein Autorenworkshop, stimmt’s?
Schwanenfeder: Ja, stimmt, Herr Doktor. Sind Sie ein …?
Dr. Benn: Jaja, ich dilettiere. Gedichte, Essays, Dialoge, so Kleinigkeiten.
Schwanenfeder: Ich verstehe. Keine große Nachfrage für diese Dinge heutzutage. Aber kommen Sie doch nächste Woche hinzu. Wir haben einen freien Platz im Moment — und bringen Sie Beispiele aus ihrem Schaffen mit. Vielleicht können wir Ihre Bandbreite erweitern.
Dr. Benn: Danke, gern. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss die Behörden benachrichtigen.
(Dr. Benn geht und schließt die Tür)
Schwanenfeder: Und ich freue auf unser Treffen in der nächsten Woche. (Pause) Herr Heine?
Heine: (Schläft und schnarcht)
Schwanenfeder: Frau v. Droste-Hülshoff?
Droste: (schluchzt)
Schwanenfeder: Herr Nietzsche?
Nietzsche: (leise grummelnd) Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes — aber bei Parteien und Schreibgruppen die Regel.
Schwanenfeder: (nachdrücklich) Herr Nietzsche?
Nietzsche: Ja, aber Ja mein großes jasagendes Ja!
Schwanenfeder: Herr Grimm?
Grimm: Ja natürlich Frau Schwanenfeder. Ich habe da eine Idee für eine neue Geschichte, eine Anregung des guten Mannes da. Über seinen Vergleich, ich sei wie eine mächtige Eiche, mächtige Eiche. Die Situation: ein Schneider, Ausflug mit der ganzen Familie, Paulchen wirft einen Ball hoch, der in einer Eiche verschwindet, die gerade vorbeikommt, gerade vorbeikommt und stehenbleibt. Die Kinder warten, doch der Ball fällt nicht herunter. Der Schneider klettert hinauf, die Kinder stehen um die Eiche herum und warten und die Bienen machen summ, summ, summ. Paulchen sagt schließlich: „Papa kommt nicht zurück.“ Und dann … Und dann wird Paulchen von einer Biene gestochen. (Er seufzt vor Vergnügen) Ich schreib es auf und bring es nächste Woche mit. Und ich freue mich schon auf Ihre Einschätzung, meine Freunde, solch ein wertvoller Prozess.
(Heine stimmt zu, indem er lauter schnarcht, v. Droste-Hülshoff schluchzt ein paar Mal und Nietzsche grummelt etwas Unverständliches)
Schwanenfeder: Gehe ich also recht in der Annahme, Herr Grimm, dass der Workshop für Sie eine bereichernde Erfahrung war?
Grimm: (mit großem Behagen) Aber sicher, Frau Schwanenfeder. Ganz wunderbar. Unvergesslich. Inspirierend. Großartig. (Pause) Unschlagbar!
Ende
Curry, Senf und Ketchup (Krimi)
Ein Universitätsprofessor wird ermordet, ein Neonazi und eine Politikerin. Was verbindet die drei? Und ein Fußballtrainer wird verdächtigt.
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Mittwoch, 2. Juli 2014

Schreibwerkstatt — ein satirisches Hörspiel (Teil 12)

Schreibwerkstatt — ein satirisches Hörspiel (Teil 12)
Goethe: Warum ich das literarische Leben hinter mir lasse? Frau Schwanenfeder, ich habe ein Werk gefunden, ein gigantisches, einzigartiges Meisterwerk, die sublime Komposition eines Übergenies, dem das Wasser ich nicht reichen kann, dessen Geist in Gletscherhöhen über uns allen schwebt.
Nietzsche: Wer das ist, ist ja wohl klar.
Goethe: Ich sehe nun ein, dass ich nach Erfolgen gierte wie mein Faust, doch was zu erreichen ich suchte, ich muss es mir eingestehen, es liegt jenseits meiner Möglichkeiten. Mit einem Wort, meine Gratulation, ja meine Huldigung, geht an Herrn Grimm, der mit seiner Geschichtensammlung den krummen Kreis des menschlich Möglichen durchmessen hat. Sie kommen auf zarten Kinderfüßen daher und so schlicht schauen sie aus die Grimmschen Geschichtchen, aber, meine Damen, meine Herren, haben Sie ihre Eleganz bemerkt und ihre Subtilität und Wahrheit, ja, ihr Verständnis des ewigen menschlichen Widerspruchs, sodass eine blaue Welle das Herz anhebt voller Verwunderung über die Weisheiten des Verfassers?
Grimm: Sehr freundlich von Ihnen Herr Goethe. Aber Ihr Faust ist eine charmante Affäre. Stunde um Stunde um Stunde pures Vergnügen.
Goethe: Bitte, Herr Grimm. Ich bin Ihres Lobes nicht würdig. Doch mich wundert sie nicht, ihre Hochherzigkeit. In jedem Wort, in allen ihren Zeilen ist sie zu finden, in den Worten und Taten „Rotkäppchens“ oder des „Däumlings“ und auch im Themenreichtum und der Architektur ihrer Erzählungen spiegeln sich Edelmut und Grandeur. Ihre Geschichten sind eine Geschichte, geben wir es zu; es ist die Geschichte des Menschen als Untergang und Übergang.
Nietzsche: Wie bitte!? Sie Ideendieb!
Grimm: Aber Herr Goethe.
Goethe: Ein Übermensch steht unter uns, meine Fr…
Nietzsche: Gebt mir die Peitsche, ein Königreich für eine Peitsche!
Goethe: Ja, meine Freunde, unser guter Grimm ist ein Mensch wie eine mächtige Eiche und wir schrumpeln in ihrem Schatten dahin wie Blumen für einen Tag — wie Ihre „Loreley“ Herr Heine, ihre „Judenbuche“ Frau v. Droste-Hülshoff, Ihr „Zarathustra“ Herr Nietzsche und mein eigner abgeschmackter „Faust“. Aus Respekt vor der Kunst und ihr zuliebe will ich sie nicht weiter diskreditieren und schlage vor, dass auch Sie Ihr Kunstkönnen einer ehrlichen Überprüfung unterziehen.
Grimm: Aber mein lieber Freund!
Goethe: (traurig, aber resolut) Nein, Herr Grimm, nein! (er seufzt ganz erbärmlich)
(Pause)
Schwanenfeder: (verblüfft von Goethes Worten) Nun, Herr Goethe vielen Dank. Und doch, ich meine, es gibt keinen Grund für Sie — für niemanden unter Ihnen — Ihr Schreiben aufzugeben. (mit Enthusiasmus) Nein, im Gegenteil, Sie müssen fortfahren wie nie zuvor. In der nächsten Woche, wenn Sie zum Workshop zurückkehren, haben Sie Herr Heine Ihr Gedicht überarbeitet, Sie Ihre Novelle Frau v. Droste-Hülshoff und Herr Nietzsche Sie Ihren Zarathustra. Und zwar im Lichte dessen, was Sie gelernt haben, wir alle hier heute gelernt haben. Doch Sie, Herr Goethe, da Sie offenbar entschlossen sind an Ihrem Faust nicht weiterzumachen, bitte ich Ihre Phantasie in eine gänzlich andere Richtung zu schicken. Ich habe mir Notizen gemacht. (Rascheln von Papier)
…über eine ganz neue Idee für Sie — ein Buch, Herr Goethe, ein Selbsthilfe-Handbuch.
Goethe: Ja?
Schwanenfeder: Ja! Eine Anleitung zum Aufbau von Selbstvertrauen im Leben, prall gefüllt mit Rat und Ermutigung und Inspirationsenergie, damit die Leser ihre Zweifel und Bangigkeiten überwinden, auch ihre düsteren Zukunftsvisionen. Stattdessen sollen sie groß träumen und sich Ziele setzen und die sollen sie übererreichen.
Nietzsche: (grummelnd) Mh, mh.
Schwanenfeder: Ich verspreche Ihnen, dass solch ein Projekt nicht nur anderen Nutzen und Gewinn bringen wird, auch Ihnen Herr Goethe, auch Ihnen. (Feierlich) Sie könnten es einfach „Menschlich Allzumenschlich“ nennen.
Nietzsche: (grummelnd) Ein Buch für schwächliche Geister.
(Bumm! Ein Pistolenschuss. Goethe fällt auf den Boden)
Schwanenfeder: Herr Goethe!
Droste: (mit sich überschlagender Stimme) Herr Goethe! Herr Goethe!
Grimm: Hat sich erschossen. Oh, mein lieber Freund.
Fortsetzung folgt

Die letzte Lektion (Krimi)
Lehrer werden in die ewigen Ferien geschickt.
Ein Krimi mit Humor. Der Mörder wartet nicht, bis ein Lehrer aufzeigt. Im Nu sind einige Lehrer in die ewigen Ferien verabschiedet worden. Warum gerade Lehrer? Stimmt, Bankmanager hätten es auch getan, aber es sind halt Lehrer geworden. Und wer hätte nicht einen Pauker im Keller seiner grausamsten Fantasien?
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